Émile Zola (*2.4.1840-†29.9.1902)


Émile Zola (* 2. April 1840 in Paris; † 29. September 1902 in Paris) war ein französischer Schriftsteller und Journalist und zu seiner Zeit ein vielgelesener Autor, dessen Stimme Gewicht hatte. Émile Zola ist als der wichtigste Repräsentant des naturalistischen Romans in die europäische Literaturgeschichte eingegangen. Sein "J´accuse" markiert die Geburtsstunde des modernen Intellektuellen, der sich kritisch und an der Sache orientiert ins Gegenwartsgeschehen einmischt.



Thérèse Raquin. Nachdem der junge Zola zweimal durch die Literaturprüfung des Abiturs gefallen war, arbeitete er bei einem Pariser Verlag, war seit etwa 1865 als Journalist tätig und erlebte schließlich mit Thérèse Raquin (1867) seinen schriftstellerischen Durchbruch. Dieser Roman bedeutete die Abkehr von einer romantischen Literaturkonzeption. Als Inspiratoren des neuen literarischen Konzepts gelten die Brüder Goncourt, die in Germinie Lacerteux (1864) den 'vierten Stand' in Gestalt eines Hausmädchens literaturfähig gemacht hatten. In der Vorrede zur zweiten Auflage von Thérèse Raquin entwarf Zola ein naturalistisches Programm, als dessen Realisierung man den zwanzigbändigen Romanzyklus Les Rougon-Macquart (1871-1893) ansehen kann. Dessen Untertitel Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich konkretisiert das Vorhaben: Es ging darum, die gesellschaftliche Wirklichkeit des Second Empire vom Staatsstreich Napoléons III. (1852) bis zu seinem Untergang im Deutsch-Französischen Krieg (1870) darzustellen. Wie in Balzacs Projekt der comédie humaine sollte dabei das Spektrum aller sozialen Schichten und Berufsstände abgedeckt werden.
Einzelne Bände des Zyklus erregten die besondere Aufmerksamkeit des Publikums. Nachdem der zeitübliche Feuilletonabdruck des Romans L´assommoir (Der Totschläger, 1877) von einem Skandal begleitet wurde, machte die Buchveröffentlichung Zola zu einem wohlhabenden Mann. Germinal (1885) wurde später von der marxistischen Literaturkritik als erster realistischer Arbeiterroman der Weltliteratur gefeiert.



Utopisch-sozialistischer Sozialroman. Zola versammelte eine Reihe von Schriftstellern um sich, unter ihnen Guy de Maupassant und Joris-Karl Huysmans, die bald als eine naturalistische Gruppe angesehen wurden. 1880 erschien ihre Textsammlung Les soirées de Médan (Die Abende von Médan). Mit den theoretischen Aufsätzen Le roman expérimental (1880, Der Experimentalroman) geriet Zola bei seinen Mitstreitern in den Verdacht, eine Doktrin errichten zu wollen. Nur mit Mühe gelang ihm die Vollendung von Les Rougon-Macquart. In einer dritten Schaffensphase wandte er sich ab 1894 mit Trois villes (1894-98, dt. Drei Städte) und Les quatre évangiles (1899-1903, dt. Die vier Evangelien) einer Art des Sozialromans mit utopisch-sozialistischen Ideen zu. Obwohl die Technik und ihre bedrohlichen Folgen für die moderne Zivilisation zu Zolas Zeit in ihrer Gesamtheit noch kaum abzuschätzen waren, werden sie bereits eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Weiterführende Links:
[13. Januar 1898] Die Geburtsstunde des Citoyen
Biographie: Émile Zola
Émile Zola
Im Zweifel gegen den Angeklagten

Bildnachweis:
Manet, Edouard: Portrait d'Emile Zola 1868; Musee d'Orsay, Paris
Grabstein Émile Zola - Seine sterblichen Überreste wurden später in den Pantheon überführt
Émile Zola: Ein offener Brief vom 13. Januar 1898 an den französischen Präsidenten Félix Faure wegen der Dreyfus-Affäre

[Erwähnte Kalendertage in diesem Beitrag: 2. April 1840, 29. September 1902]

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