17. April 1961

Born to be Wilder. Bilderbuchkarriere des 1933 vertriebenen Regisseurs: Am 17. April 1961 erhält "The Appartement" unter der Regie des oscarverwöhnten Billy Wilder weitere drei Oscars für das Jahr 1960: Beste Regie, Drehbuch und Film des Jahres. Seine Mutter, seine Großmutter und sein Stiefvater waren von den Nazis ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet worden.

Das Appartement. Ein kleiner Angestellter will nach oben. In der Filmhandlung gleich in zweierlei Form: Beruflich. Und er hat eine Erfolg versprechende Karriereleiter im wahrsten Sinne des Wortes: Er lebt in New York, überlässt seine Wohnung regelmäßig an geile Vorgesetzte, die dort ihren Liebschaften nachgehen. Die berufliche Förderung als Gegenleistung bleibt nicht aus. Der zweite Weg aufwärts ist alltäglicher: Der kleine Büroangestellte will Stockwerke hinauf. Er nimmt den Aufzug und lernt in einem Liftgirl die Liebe seines Lebens kennen. Daraus spinnt Billy Wilder eine grandiose Komödie, und die Kritik hält diesen Film für den perfektesten aller Billy-Wilder-Filme: Als das (Lift-)Mädchen, das er liebt, den Machenschaften zum Opfer fällt, erkennt er das Absurde seines Verhaltens. Es ist eine der schärfsten, bittersten und erfolgreichsten Billy-Wilder-Komödien: eine böse Satire auf Geschäftsmoral und Duckmäusertum.



Inspiriert, sagt Billy Wilder, habe ihn David Leans "Brief Encounter", "die Geschichte eines Mannes, der eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat. Sie gehen ins Appartement eines seiner Freunde. Ich sah das und dachte: Was ist mit dem Typ, der in dieses warme Bett kriechen muss? Das ist eine interessante Figur!" ("Brief Encounter": Der Arzt Alec Harvey und die Hausfrau Laura Jesson, beide glücklich verheiratet, treffen sich eines Tages zufällig auf einem Bahnhof begegnen. Sie stellen fest, dass sie viele Dinge gemeinsam haben und treffen sich von nun an jeden Donnerstag. Ihre Zuneigung wächst bei jedem Treffen, bis sie eines Tages feststellen, dass sie sich ineinander verliebt haben. Doch sie sehen ein, dass ihre Liebe ohne Zukunft ist.)



Parallelen? Wilder lernte den Beruf des Reporters von der Pike auf und nahm seinen Job sehr ernst. Als im Mai 1926 Paul Whiteman mit seinem Orchester - damals ein Star - nach Wien kam, nutzte Wilder die Chance zu einem Interview. Eine verhängnisvolle Begegnung: Whiteman lud Wilder ein, ihm als Fremdenführer nach Berlin zu folgen. Als Journalist fand Billy Wilder hier schnell Kontakt zu jungen Intellektuellen. Zu seinen Bekannten zählten damals Erich Maria Remarque, die Brüder Robert und Curt Siodmak und Drehbuchautor Carl Meyer. Letzterer war es, der Wilder zum Film brachte, auch wenn dies eine Anekdote anders erzählt: Eine Zimmernachbarin bat Wilder eines Nachts um Hilfe, denn ihr eifersüchtiger Freund sollte nicht erfahren, dass sie auch andere Männerbekanntschaften pflegte. Kurz darauf stand ein nackter Mann in Wilders Wohnung. Dieser stellte sich als Herr Galitzenstein heraus, der Präsident der Firma "Maxim-Films". Auf die Frage Galitzensteins, ob er einen Schuhlöffel habe, antwortete Wilder: "Ich habe nicht nur einen Schuhlöffel, sondern auch ein Filmdrehbuch." - Der Beginn einer beispiellosen Karriere.



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